Freitag, 29. Dezember 2017

Filmtipp: Cowspiracy

Filmcover "Cowspiracy"

Ich hatte mir den Dokumentarfilm "Cowspiracy" schon vor einiger Zeit als DVD gekauft, ihn dann aber erst mal lange liegen lassen. Als ich nun schon in der Woche vor Weihnachten frei hatte, nutzte ich die verfügbare Zeit endlich einmal, um ihn mir auch anzusehen.

Aufhänger des Films ist die Frage, warum eigentlich in den ganzen Klima- und Klimaschutzdebatten nie die Viehwirtschaft zur Sprache kommt, obwohl es amtlich ist, dass diese mehr klimaschädliche Gase verursacht als der gesamte Transportsektor zusammen genommen, einschließlich der weltweiten Luft- und Schifffahrt für Güter und Personen. Zwar schwanken die Schätzungen für den Anteil, den die Viehwirtschaft am Treibhauseffekt hat, zwischen 18 und 51 Prozent, je nachdem, wie das berechnet wird und ob man z.B. den klimaschädlichen Effekt der Rodung südamerikanischer Regenwälder für die Viehhaltung einbezieht oder nicht. Dass aber die Viehhaltung der Klimakiller Nr. 1 ist, ist und bleibt unstrittig. Bedenkt man nun noch, dass der Konsum von Tierprodukten im Gegensatz zur Auto- oder Zugfahrt zur Arbeit vollkommen verzichtbar ist, müsste jede seriöse Umweltschutzorganisation wie Greenpeace die Menschen und die Politik zuallererst dahin bringen, die Produktion tierischer Lebensmittel zu reduzieren und stattdessen pflanzliche Lebensmittel zu propagieren.

Der sympathisch naiv daher kommende Dokumentarfilmer Kip Anderson macht sich in diesem Film nun daran, dieser Frage nachzugehen und stößt auf eine Mauer des Schweigens. Letztlich führt wieder einmal der Spruch "Folge dem Geld" auf die richtige Spur, denn unabhängig davon, ob nun die Lobbygruppen der Tierindustrie die Unabhängigkeit von Umweltschutzorganisationen mit Spenden korrumpieren, oder ob die Umweltschutzorganisationen einfach Angst haben, mit Aufrufen zu wirksamen Lebensstiländerungen einen Großteil ihrer Privatspender zu vergrätzen: Es geht um's Geld und die Angst, es zu verlieren.

Natürlich werden in diesem Film noch verschiedenste andere Aspekte beleuchtet, z.B. der Umstand, dass die Viehhaltung in trockenen Landstrichen wie dem Südwesten der USA nicht nur der Haupt-Klimakiller, sondern auch der Haupt-Wasservergeuder ist.

Letztlich bringt der Film auch für schon informierte Menschen auf unterhaltsame, dabei jedoch auch erschreckende Weise viele neue Erkenntnisse. Manche nicht auf den ersten Blick offensichtliche Zusammenhänge werden mit anschaulichen Grafiken und Vergleichen leicht verständlich gemacht. Als populärer Dokumentarfilm spielt "Cowspiracy" damit in einer Liga mit dem Film "Eine unbequeme Wahrheit" von Al Gore, auf den Anderson sogar ausdrücklich Bezug nimmt, da dieser Film trotz seines Titels zwar die Wahrheit der menschengemachten Klimakatastrophe sehr gut verdeutlicht, dabei aber leider selbst die unbequeme Wahrheit unterschlägt, dass diese Klimakatastrophe zu einem sehr großen Teil auf das Konto des leicht verzichtbaren Konsums von Fleisch, Milch, Butter und Eiern geht.

Natürlich ist "Cowspiracy" wie alle Filme, die den Konsum von Tierprodukten hinterfragen, von interessierter Seite stark unter Beschuss genommen worden. Viele der im Film gemachten Aussagen wurden für reinen Unsinn erklärt, wie ja überhaupt alle Argumente für eine vegane Lebensweise immer gleich zu "veganer Propaganda" erklärt werden, und zwar unabhängig von ihrer sachlichen Gültigkeit. Die Mehrheit der Menschen in der westlichen Welt besteht nun einmal nach wie vor aus Tierverbraucherinnen und -tierverbrauchern und viele davon wollen alles abwehren, was ihre liebgewonnen Gewohnheiten in Frage stellt. Das ist erst einmal ein menschlicher und nachvollziehbarer Reflex. Eine Methode der Abwehr ist es dann halt, solche Menschen, die für einen Verzicht auf Tierprodukte plädieren, zu reinen Gefühlsduseln zu erklären, die eben aus ihrer Gefühlsduseligkeit heraus "Propaganda" für ihre Ziele betreiben. Dann sollen alle Argumente gegen den Tierverbrauch eben nur vorgeschoben sein und das einzig wahre Motiv dafür soll eben in dem Versuch liegen, "bloß" das Leiden von Tieren in der Tierindustrie zu verringern. (Und dieses Leiden wird dann entweder negiert oder der Verweis darauf als Argument für ungültig erklärt, weil er an das Gefühl apelliere und damit unsachlich sei.)

Nun trifft es sich, dass die Macher des Films diese Abwehr schon vorhergesehen haben und deshalb auf der zugehörigen Website für alle Aussagen im Film Belege und Quellen liefern. (Nämlich hier: http://www.cowspiracy.com/facts/) Das Argument einer veganen "Agenda", mit dem sich alle Argumente gegen den Tierverbrauch angeblich entkräften lassen, entpuppt sich damit selbst als logischer Fehlschluss.

Ich empfehle also jedem und jeder, sich diesen Film unbedingt anzusehen. Er handelt letztlich von der Zukunft der Menschheit auf diesem Planeten. Wer darin aus seiner oder ihrer Sicht ungültige Argumente findet, darf sie gerne hier und anderswo entkräften. (Oder es versuchen.)

Es gibt den Film nicht nur auf DVD zu kaufen, sondern wer ein Netflix-Abo hat, kann ihn wohl auch dort sehen. Bei der Suche nach dem Trailer auf YouTube habe ich festgestellt, dass man ihn gegen Einmal-Zahlung inzwischen auch dort sehen kann. Das scheint jetzt eine Neuerung auf YouTube zu sein, die ich etwas beunruhigend finde, da YouTube zu Google gehört und dieser Konzern mit seiner uneinholbaren Marktmacht immer mehr ein Monopol für sämtliche Angebote im Internet und teilweise sogar darüber hinaus aufbaut. (Ironie am Rande: Auch dieser Beitrag erscheint auf einer Blogging-Plattform, die zu Google gehört.) Ich empfehle also immer noch am ehesten den Kauf der DVD, da dies auch den Vorteil hat, dass man den Film an Freunde und Verwandte ausleihen kann. Wer aber den Preis von etwa 13 Euro nicht erübrigen möchte, kann ja auf ein Online-Angebot zurück greifen.

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