Mittwoch, 15. Mai 2013

Vorsicht bei Biokartoffeln!

In vielen Supermärkten (z.B. in meinem örtlichen Kaiser's) gibt es bereits Bio-Frühkartoffeln zu kaufen, obwohl die Saison für Frühkartoffeln doch üblicherweise frühestens im Juni beginnt. Schaut man dann mal genauer auf das Label und sucht dort nach dem Herkunftsland, kann man eine Überraschung erleben: Oft steht dort nämlich "Ägypten" oder "Israel".

Der Anbau von Kartoffeln in diesen Ländern genügt zwar den Kriterien des EU-Ökosiegels, jedoch gehört ein sparsamer Umgang mit begrenzten natürlichen Wasserkapazitäten leider nicht dazu. Da die Kartoffeln z.B. in Ägypten im wahren Sinne des Wortes in der Wüste angebaut werden, gibt es praktisch keine Niederschläge, die zur Bewässerung der dortigen Kartoffelfelder dienen könnten. Stattdessen werden die natürlichen Wasserreservoirs unwiederbringlich geplündert und große Teile der einheimischen Bevölkerung werden dadurch mittelfristig auf das Trockene gesetzt. (Näheres zur Wasserbilanz von Gemüse finden Sie unter http://virtuelles-wasser.de/gemuese.html.)

Dies ist also ein Fall, in dem "Bio" sogar das komplette Gegenteil von ökologisch nachhaltig bedeutet. Deshalb: Finger weg von "Bio"-Kartoffeln aus Wüstenstaaten. Auch einheimische Kartoffelbauern können übrigens Frühkartoffeln aus dem jeweiligen Vorjahr bis in das Frühjahr lagern und liefern. Diese Kartoffeln weisen eine um ein Vielfaches bessere Wasser- und Ökobilanz auf, da jedoch hierfür der "wahre" Preis einschließlich der Lagerkosten gezahlt werden muss (und nicht wie bei den Wüstenkartoffeln Kosten für ökologische Folgeschäden auf Dritte abgewälzt, also "externalisiert" werden), finden sie bei den Supermarktketten oft keine Abnehmer und müssen sie vernichten oder als Futter für Tiere verticken, die später bekanntermaßen umgebracht und in Einzelteilen verkauft werden. (Was man als Veggie ja auch per se ablehnt.)

Der Ratschlag geht hier eindeutig dahin, entweder bei den Händlern gelagerte Frühkartoffeln aus einheimischer Produktion nachzufragen, oder aber erst mal andere Kartoffeln aus der eigenen Region zu kaufen. Im Bio-(Super-)Markt findet man die dann auch in Bio-Qualität. Dies ist auch meist eine gute Gelegenheit, die ganze Vielfalt der Kartoffeln zu nutzen und einmal verschiedenste Sorten zu probieren.

P.S.: Dieser Ratschlag soll natürlich nicht bedeuten, dass man gar kein Obst und Gemüse aus solchen wärmeren und trockeneren Ländern kaufen soll. Viele Pflanzen gedeihen unter deren klimatischen Bedingungen besonders gut (und hierzulande oft gar nicht) und können dort auch ohne Raubbau an den natürlichen Ressourcen angebaut werden. Der Kauf entsprechender Produkte kann dann oft auch der wirtschaftlichen Entwicklung z.B. schwächerer nordafrikanischer Länder nutzen und trotzdem in ökologischer Hinsicht vertretbar sein.